Den Weg in die Zukunft ebnen
Deutschland verfügt über eine forschungsstarke Pharma-Industrie, die weltweit für Innovationen bekannt ist. Doch um im globalen Wettbewerb weiter vorne mitzuspielen, müssen wir die Chancen der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz (KI) nutzen. Drei zentrale Schritte sind notwendig:
Internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen
Deutschland verfügt über eine forschungsintensive Pharmaindustrie mit starkem Fokus auf Innovation und einer hohen Dichte aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Trotz dieser guten Ausgangsbasis gelingt es Deutschland nicht mehr, an die Spitze der Studienstandorte aufzuschließen. Für die Stärkung des Forschungsstandorts sind drei Maßnahmen entscheidend:
Klinische Studien – Prozesse beschleunigen, Patienten informieren
Die Genehmigungsverfahren für (prä-)klinische Studien sind langwierig und bürokratisch. Gefordert ist eine weitere Entbürokratisierung, ausreichend Personal an Studienzentren, die breite Verankerung einer Wissen generierenden Versorgung in der Ärzteschaft, sowie ein nutzerfreundliches Studienportal zur gezielten Aufklärung und Beschleunigung der Patientenrekrutierung für Studien.
Patienten über Studien aufklären
Um die generelle Bereitschaft, an Studien teilzunehmen und das Vertrauen in diese zu steigern, benötigt es zielgerichtete Aufklärungskampagnen für Patient:innen sowie entsprechende Unterstützung für die Ärzteschaft.
Dialog fördern
Insgesamt muss der übergreifende Stakeholder-Dialog weiter vorangetrieben werden, insbesondere mit Blick auf den institutionalisierten Austausch zwischen Politik, Akademia und Industrie.
Daten als Booster für die Forschung nutzen
Die Zukunft der Arzneimittelentwicklung liegt in der digitalen Vernetzung. Künstliche Intelligenz und datengetriebene Ansätze bieten enorme Potenziale. Dafür müssen wir:
Ein Ökosystem für Gesundheitsdatensystem aufbauen
Schnell müssen qualitativ hochwertige Daten aus der Routineversorgung unter Beachtung der FAIR-Regeln gewonnen und durch „Federated Data Networks“ vernetzt werden. Dabei sind neben dem Forschungsdatenzentrum sukzessiv weitere Datenquellen in eine öffentliche Forschungsdateninfrastruktur zu integrieren. Ziel muss es sein, gemeinsam ein Gesundheitsdatenökosystem aufzubauen, an dessen Ausgestaltung die private Forschung als gleichberechtigter Partner mitwirkt. Schließlich initiiert sie über 90 Prozent der klinischen Studien in Deutschland.
Balance zwischen Datennutzung und Datenschutz herstellen
Es ist eine Balance zwischen Datennutzung und Datenschutz zu finden, so dass Chancen für die Forschung genutzt werden und gleichzeitig langfristig Vertrauen aufgebaut wird. Dazu kann auch eine öffentliche Kampagne beitragen, die den entscheidenden Wert von Gesundheitsdaten für die Forschung vermittelt.
Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse schützen
Damit am Ende Forschungsaktivitäten und Investitionen stattfinden können, ist der Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen entscheidend.
Biotech fördern, Bürokratie abbauen
Im globalen Vergleich hat Deutschland eine starke F&E-Tradition, führende Wissenschaftsorganisationen im Bereich Grundlagenforschung und eine breit aufgestellte Infrastruktur für klinische Studien. Die hohe Qualität und fachliche Expertise im Bereich Biotechnologie wird international geschätzt, was sich auch an der hohen Zahl an Patenten zeigt. Mit gezielter Förderung kann es hierzulande gelingen, in der Gen- und Zelltherapie, Genom-Sequenzierung und Multi-omics Forschung sowie der mRNA- und CRISPR-Cas-Technologie eine führende Rolle einzunehmen. Sinnvoll dafür sind:
Regulatorische Prozesse entbürokratisieren
Neben einer nachhaltigen, wettbewerbsfähigen Wissenschaftsförderung ist es essenziell, konsequent zu entbürokratisieren und die regulatorischen Prozesse zu beschleunigen, um diese innovativen Technologien anzusiedeln.
Kooperation zwischen öffentlicher und privater Forschung fördern
Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und Pharmaunternehmen ist gut etabliert, allerdings fehlt es an ausreichend finanzierten öffentlich-privaten Partnerschaften, um diese enormen F&E-Herausforderungen zu meistern. Dafür braucht es flexible Strukturen und Anpassungsfähigkeit statt Bürokratie und Überregulierung, um das volle Innovationspotenzial zu heben.
F&E-Strategie entwickeln
Besonders im Bereich regulatorischer Genehmigungsverfahren verliert Deutschland im internationalen Wettbewerb viel Zeit. Eine bundesweite F&E-Strategie, die eine kohärent abgestimmte Vorgehensweise zwischen den verschiedenen Institutionen ermöglicht, ist dringend erforderlich.
Mit diesen Schritten kann Deutschland seine Position als führender F&E-Standort sichern und weiter ausbauen. Die Zeit für mutige Entscheidungen ist jetzt.
Mit Künstlicher Intelligenz F&E beschleunigen
Der aktuell erschienene Biotech-Report 2024 bietet einen Überblick und konkrete Fallbeispiele aus dem Feld der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren Auswirkungen auf die Pharmaforschung und -entwicklung sowie auf die Arzneimittelversorgung.
Deutschland verliert weiter bei klinischen Studien
Deutschland gilt zwar weiterhin als Land, das für forschende Pharma-Unternehmen einen hohen Stellenwert als Studienstandort hat: Doch sinkt seine Bedeutung Jahr für Jahr. Das Medizinforschungsgesetz soll das ändern.
Forschungsstandort Deutschland im Fokus
Was zeichnet den Forschungsstandort Deutschland aus, wo lahmt er? Was muss die Politik tun, um Wissenschaft und Forschung für Arzneimittel weiter zu stärken?